VanLife mal anders

Was passiert, wenn beim VanLife das Fahrzeug nicht mehr funktioniert? Hat man einen Plan B wenn es soweit ist? Bisher habe ich nie daran gedacht, dass ein Fahrzeug ja auch mal kaputt gehen kann. Klar, alle zwei Jahre zum TÜV, alle 15.000 km ein Ölwechsel, aber das sind kurze Ausfälle von maximal einem halben Tag. Es kann aber auch anders gehen, dies habe ich nun erlebt und werde hier berichten.

Sonntag

18 Uhr: Mein Fahrzeug startet nicht mehr. Im Display die volle Weihnachtsbeleuchtung mit verschiedenen Hinweisen. „Glühkerze prüfen“, „Motor kontrollieren lassen“, „Öl wechseln“. Mehrere Startversuche blieben erfolglos, ein wegschieben als einzelne Person keine Chance. Jetzt ist guter Rat teuer. Nicht nur das Fahrzeug macht schlapp, auch meine Gesundheit meldet sich zu Wort. Halsschmerzen, Husten und Schnupfen klopfen an.

Montag

8 Uhr: Ich rufe mehrere Werkstätten an und frage nach Hilfe. Erste Einschätzungen per Telefon gehen vom vollen Katalysator bis hin zur defekten Wegfahrsperre aus oder tippen auf das AGR Ventil. Doch keine Werkstatt kann mich abschleppen oder haben sofort Zeit für mich.

10 Uhr: Habe dann doch noch eine Werkstatt gefunden, wo der KFZ Meister meinte, ich schleppe dich heut Nachmittag ab und dann bekommen wir das hin. Lichtblick am kalten Montag morgen.

16 Uhr: Ich rufe die Werkstatt an, doch niemand meldet sich. Auch die angegebene Handynummer hilft mir nicht weiter. Mehrere SMS geschrieben wie denn der Status sei. Hier hätte ich schon merken müssen, was mir noch bevorsteht, doch ich glaube an die Menschen.

19 Uhr: Ich telefoniere mit dem ADAC und erkläre was für ein Problem ich habe. Die nette Person am Telefon meinte, die schickt mir Hilfe und der Fahrer wird in den nächsten zwei Stunden vor Ort sein. Cool, Hilfe kommt, vielleicht kann mir ja der Gelbe Engel helfen und mein Fahrzeug wieder flott machen.

20:45 Uhr: Der Gelbe Engel ist da, direkt ein Abschleppfahrzeug, also doch keine Hilfe vor Ort. Naja okay, ich kenne ja eine Werkstatt, die mir helfen wird. Also Fahrzeug auf die Gabel und dann irgendwie hier raus kommen. Habe dem netten Engel die Werkstatt als Ziel genannt und er meinte, klar kein Problem.

21 Uhr: Ankunft am Ziel, mitten im Industriegebiet, kleines Betriebsgelände und kein Platz. Also muss das Fahrzeug auf die Straße gestellt werden. Dabei wurden vier Parkplätze blockiert, konnte man aber wegen der Dunkelheit nicht erkennen. Da die Werkstatt schon geschlossen hatte, bin ich direkt ins Bett, mit dem Ziel direkt um 8 Uhr mich anzumelden und dann innerhalb weniger Stunden wieder fahrbereit zu sein.

Dienstag

8 Uhr: Die Werkstatt sollte geöffnet sein, doch vor Ort ist niemand. Anrufe, SMS und Klopfen wurden mehrfach ignoriert. Leider hatte mich der ADAC vor verschiedenen Parkplätzen abgeladen, die ich nun zwangsweise blockiere. Ein Starten des Motors hat weiterhin nicht funktioniert.

8:30 Uhr: Die ersten Mitarbeitenden beschweren sich, dass ich deren Plätze blockiere, haben aber zum Glück ein wenig Verständnis. Hoffe ja weiterhin, dass der KFZ Meister gleich da ist.

10 Uhr: Ich gebe auf und telefoniere erneut mit weiteren Werkstätten aus der Stadt, niemand kann mich abschleppen oder haben mal eben Zeit, sich das Fahrzeug anzuschauen. Der früheste Termin wäre in 14 Tagen. Ich kann aber nicht 14 Tage auf mein Fahrzeug verzichten, es ist ja nicht nur ein Fahrzeug sondern auch mein zu Hause. Darüber habe ich nie nachgedacht, was wäre wenn mal ein Schaden oder ähnliches entsteht und das Fahrzeug eine gewisse Zeit an einem Ort stehen muss.

11 Uhr: Telefoniere erneut mit dem ADAC und schildere mein Problem, dass mich meine Wunschwerkstatt ignoriert und ich zu einer anderen Werkstatt muss. Die liebe Person an Telefon meinte, das Kosten entstehen könnten, denn pro Schaden ist nur eine Schleppung enthalten, es sei denn, der ADAC hat die Werkstatt ausgewählt. Zum Glück, wurde bei meinem Fall sehr kulant gehandelt, ich darf erneut geschleppt werden ohne das mir zusätzliche Kosten entstehen.

12 Uhr: Der Abschlepper ist da. Auch diesmal sollte ich auf die Gabel drauf, doch muss dies aus eigener Kraft geschehen, bzw ich wurde per Seilwinde drauf gezogen.

12:20 Uhr: Ankunft an der zweiten Werkstatt, leider kein Platz auf deren Gelände, so das ich auf der Hauptstraße stehen muss. Naja kein Problem, doch wie komme ich in die Werkstatt auf die Bühne? Melde mein Fahrzeug an und erkläre erneut, ich lebe da drin, daher bekommt ihr kein Schlüssel. Einfach klopfen, ich bin da.

15 Uhr: Fahrzeug wird ausgelesen und folgende Fehler sind hinterlegt:

Mittlerweile läuft der Motor nach dem xsten Startversuch, so kann ich wenigstens Strom produzieren. Im November scheint selten die Sonne, es ist eher grau in grau und regnerisch. Interessant finde ich, dass der Motor wieder läuft, auch wenn man diesen mehrfach überzeugen muss 🙂 Ich vermute, liegt dies am Motoröl? Weil es ist draussen etwas wärmer als die letzten Tage.

16:30 Uhr: Die Werkstatt muss Teile bestellen und gibt mir einen Termin in 9 Tagen, viel früher keine Chance, die Auftragsbücher sind voll und nur eine Hebebühne kann man Fahrzeug aufnehmen. Sie meinten, da der Motor läuft kann ich ja wegfahren und dann entsprechend später wieder kommen.

17 Uhr: Nach mehrmaligen Versuchen, das Fahrzeug zu bewegen gebe ich auf, kann also nicht wegfahren und muss bleiben. Gebe der Werkstatt Bescheid, mit der Hoffnung, dass die mich doch vorziehen können.

Der Austausch der Glühkerzen soll etwa 5 Stunden dauern, da dafür die gesamte Front abgebaut werden muss – und die Gefahr besteht immer, dass diese so fest sitzen, dass diese dabei Abreißen. Durch die Autodoktoren weiß ich, wie schwierig solch ein Ausbau sein kann. Doch das sind Fahrzeuge, die deutlich mehr KM gelaufen sind als meines. Die lieben Autodoktoren sind sehr zu empfehlen, doch da sie im Internet sehr bekannt sind, ist es noch schwieriger einen Termin zu bekommen.

Sollten die Glühkerzen abreißen, dann muss der Motor auseinander gebaut werden und die Kerzen werden ausgebohrt. Der Kostenvoranschlag, neue Glühkerzen und Ölwechsel besagt etwa 1.100 Euro. Ich kann mir bisher nicht erklären, wieso nach noch nicht einmal 34.000 km die Glühkerzen defekt sein sollen. Eine kurze Recherche im Internet ergab, dass dies doch wohl ein bekanntes Problem beim Fiat Ducato zu sein scheint, allerdings waren die Laufleistungen etwa dreimal so viel wie bei mir. Vielleicht sollte ich mal die Autodoktoren aus Köln anschreiben und nachfragen?

22 Uhr: Die erste Nacht an der Hauptstraße. Ziemlich laut, aber schlafen kann man schon irgendwie. Spannend sind manche Fahrzeugführer, die anstatt 50 km/h sicherlich 70-100 km/h fahren und durch den Luftzug wackelt das Auto mich in den Schlaf.

Mittwoch bis Freitag

Leider hat die Werkstatt keine Chance, mich früher dranzunehmen. Überlege mittlerweile, eine weitere Werkstatt, die weiter weg ist, anzurufen und zu fragen ob die mich schneller wieder fit machen können. Doch keine Chance, keine Werkstatt hat Zeit und vor allem die Mittel, mein Fahrzeug zu reparieren. Hatte mich dann doch entschlossen, mir eine Airbnb Wohnung in der Nähe zu nehmen, wenn man schon an einem Ort gefesselt ist, dann soll es doch etwas gemütlicher sein. Im Sommer wäre dies sicherlich kein Problem, hab immer genügend Lebensmittel und Getränke an Board.

Samstag bis Mittwoch

Meine Erkältung wird auch nicht besser, hat sich mittlerweile zu einer kleinen Lungenentzündung entwickelt. Naja so kann ich mich wenigstens gut ausruhen und auskurieren. Wenn es kommt, dann immer dicke…

VanLife hat wenigstens einen Vorteil, man hat alles dabei was man benötigt, sei es etwas zu trinken oder zu essen. Man kann tatsächlich überall stehen, Autarkie ist wirklich etwas feines und kann ich jedem vom Herzen empfehlen!

Donnerstag

7 Uhr: Ich melde mein Fahrzeug an. Wie Werkstatt meinte, ein Fahrzeug ist noch vor mir auf der Bühne, danach bin ich dran. Da der Motor warm sein soll, starte ich diesen um etwas Zeit zu sparen, denn warme Glühkerzen, die per Eisspray gekühlt wurden, lassen sich am besten ausbauen.

12 Uhr: Gehe erneut zum Empfang und frage nach, ob man mich vielleicht vergessen hat? Nee hat man nicht, aber das eine Fahrzeug vor mir macht Probleme, mittlerweile arbeiten zwei Personen dran. Kann nicht mehr lange dauern.

13 Uhr: Juchu, endlich bin ich dran. Ich soll bitte in die Halle fahren. Ich meine nur, sorry aber das Fahrzeug fährt nicht (maximal Schrittgeschwindigkeit). Die meinten okay, wir sperren die Straße und dann roll einfach rüber. Tja nichts funktioniert, gerade mal 4 Meter und Motor wieder ausgegangen. Die haben mich dann doch schieben müssen, mit kleiner Unterstützung vom Motor, wenn er denn lief.

15 Uhr: Jetzt sitz ich hier im „Warteraum“ arbeite etwas nebenbei und schreibe diesen Beitrag und hoffe, dass die angegebenen 5 Stunden sehr hoch angesetzt sind. Meine Erkältung ist fast weg, immerhin schon ein positiver Lichtblick in dieser kuriosen Woche.

15:30 Uhr: Ich hoffe, dass die mein Fahrzeug bis zum Feierabend um 17 Uhr hinbekommen, rein rechnerisch wird es nichts aber ich darf doch auch mal Glück haben, oder?

15:50 Uhr: Auto steht noch bei der Bühne aber niemand arbeitet dran. Ist das ein gutes Zeichen?

17:12 Uhr: Wie schon gedacht ist das Fahrzeug nicht fertig geworden. Glühkerzen konnten recht einfach getauscht werden, auch der Ölwechsel lief ohne Probleme. Allerdings hat die Werkstatt mit zwei KFZ Testern es nicht geschafft, die Inspektion zurückzusetzen. Angeblich keine Kommunikation mit dem Motorsteuergerät möglich. Dadurch denkt das Fahrzeug weiterhin, dass das Öl schlecht ist und setzt weitere Fehlercodes. Vom Getriebe bis zum Airbag, alles angeblich defekt.

Wir haben uns dann auf morgen vertagt. Meine Idee, dass ich mal im Internet forsche bzw. die Inspektion mit meinem Tester zurückzusetzen wurde akzeptiert, allerdings glaubt der KFZ Meister nicht daran, dass mein 300 € Tester mehr kann als seiner für 15.000 €. Die Werkstatt will morgen sich direkt mit FIAT in Verbindung setzen und hoffen, dass die weiterhelfen können.

20 Uhr: Mein Tester angeschlossen und alle Fehler ausgelesen. Zu den bekannten kam noch Cruise Control dazu, sowie die Start-Stopp Funktion. Ich konnte mich mit meinem Tester mit dem Motorsteuergerät verbinden und auch die Inspektion zurücksetzen. Die Meldungen waren zuerst weg, ein erneutes Auslesen hat wieder 6 Fehler geschmissen. Ich vermute, mein Tester verursacht diese Probleme, also erneut Fehler gelöscht und nicht erneut ausgelesen. Motor gestartet und…. Keine Meldungen im Display.

Leider ist mein Fahrzeug aktuell so eingeparkt, dass ich nicht testen kann, ob das Gaspedal angenommen wird und ob sich erneut Fehler melden. Wollen wir mal auf morgen früh, 8 Uhr warten und machen eine Probefahrt.

Freitag

8:12 Uhr: Die Werkstatt ist besetzt und ich spreche kurz mit dem KFZ Meister. Sage ihm, dass mein Tester den Service zurücksetzen konnte und das keine Meldungen mehr auftauchen. Er fand es spannend und hat mir die ein und andere Story erzählt, dass dies anscheinend öfters passiert, dass deren professionelle Tester Probleme machen bzw die Autohersteller es aktiv verhindern.

8:30 Uhr: Starte eine kurze Probefahrt und es hat funktioniert. Er fährt wieder ohne Probleme, keine Meldungen und ordentliche Gasannahme.

8:50 Uhr: Die Reparatur hat mich nun etwa 810 € gekostet inkl. Ölwechsel. Der Austausch der Glühkerzen war zum Glück einfacher als gedacht, was mir 300 € gespart hat. Dennoch wirklich viel Geld für etwas was meiner Meinung nach mindestens 100.000 km halten sollte. So war es jedenfalls früher einmal.

Vielen Dank an Castrol Autoservice Gentz, die mich herzlich aufgenommen haben, die mich trotz fehlendem Termin zeitnah drangenommen haben, mir alles erklärten sowie für den ein oder anderen Kaffee. Ihr habt einen neuen Kunden gewonnen, der hoffentlich nur noch mit Termin erscheinen wird. Ebenfalls vielen Dank an die Autodoktoren, die haben mir einen wirklich guten Tester empfohlen haben: Launch CRP 129 EVO Diagnosegerät.

Fazit

Man muss immer damit rechnen, dass ein Fahrzeug ausfallen kann. Man braucht dann einen Plan B um nicht auf der Straße zu stehen. Nicht jede Werkstatt kann es einrichten, dass man auf dem Betriebsgelände stehen kann mit Strom und Wasseranschluss. Im Sommer sicherlich weniger problematisch als im Winter oder Herbst.

Man sollte immer eine gute Werkstatt in der Hinterhand haben, eine die einen kennt und dann vielleicht etwas mehr möglich macht, als wenn man als Neukunde kommt. Neben dem Plan B sollte man auch Mitglied in einem Automobilclub sein, sei es der ADAC, einer von der Versicherung, vom KFZ Hersteller oder anderen Organisationen.

Unverständlich ist mir allerdings weiterhin, wieso nach weniger als 34.000 km die ganzen Probleme auftauchen? Glühkerzen hat man vor einigen Jahren erst nach 100.000 km tauschen müssen. Die Qualität lässt wirklich extrem nach wobei die Preise für Fahrzeuge weiter steigen. Die Preis / Leistung passt so leider nicht.

Dennoch empfehle ich weiterhin das VanLife einmal auszuprobieren und der FIAT ist ansonsten wirklich ein Top Fahrzeug und hat mir schon viele schöne Erinnerungen beschert.

VanLife ist nicht immer rosig, doch trotz allem stehe ich weiter dazu und werde es weiter machen. Noch überwiegen die Vorteile, die Freiheit und das Meer 🙂

Oliver

Oliver Giertz ist der kreative Kopf hinter VanityOnTour, einem Blog, der sich dem Vanlife und Camper-Lifestyle widmet. Seit 2020 teilt er seine Erlebnisse und Tipps rund ums Reisen mit dem Kastenwagen. Oliver ist bekannt für seine praxisnahen Produkttests und hilfreichen Ratgeber, die Campern das Leben erleichtern. Als aktiver Nutzer sozialer Medien engagiert er sich auch in der Online-Camper-Community und organisiert Treffen für Vanlife-Enthusiasten. Seine Mission ist es, unvergessliche Momente und Erlebnisse zu schaffen.

Alle Beiträge ansehen von Oliver →