Die letzten Regenwolken am Horizont verschwinden gerade, das Thermometer kämpft sich noch mühsam auf 20 Grad hoch. Auf dem Campingplatz Hohensyburg beginnen die ersten Camper schon damit, die Planen vor ihren Zelten zurückzuklappen, die Stühle vor den Wohnwagen in die ersten Sonnenstrahlen zu rücken und die Hängematten einzuhaken. Kurz gesagt: Folgen Sie einfach der „Anordnung“, die vorne am Eingang des Platzes auf einem großen Holzschild steht: „Ab hier beginnt der Urlaub.“
Die WAZ berichtet, dass Camping derzeit voll im Trend liegt. Im letzten Jahr haben die Campingplätze zwischen Nordsee und Alpen rund 42,3 Millionen Übernachtungen verzeichnet. Das sind 5,2 Prozent mehr als 2022 (40,2 Millionen). Im letzten Jahr hatten die 238 Campingplätze in NRW zusammen rund 2,5 Millionen Gäste. Sogar im Ruhrgebiet, wo Camping bisher nicht so beliebt war, wird es immer beliebter. Die meisten Campingplätze im Ruhrgebiet melden deshalb auch „kontinuierlich steigende Zahlen“.
Auch der Campingplatz auf der Hohensyburg meldet laut WAZ steigende Zahlen. „Klar, das Wetter könnte besser sein“, meint Junior-Chef Wim Weitkamp. „Die Saison läuft trotzdem ganz gut.“ Während der Woche kann man noch spontan vorbeikommen, aber die letzten Wochenenden waren immer ausgebucht. Er rät dazu, online zu reservieren, bevor man ankommt.
Heute Morgen ist es angenehm ruhig auf dem Platz. Der Wald ist gleich um die Ecke und unten plätschert die Ruhr. Wenn man nicht wüsste, wo man ist, würde man das Ruhrgebiet nicht sofort erkennen. „Hier ist es wirklich schön“, findet Christof van der Heide, der aus der Nähe von Rotterdam angereist ist. Der 34-Jährige, der früher gern gezeltet hat, genießt seit diesem Jahr den Komfort eines umgebauten VW-Sambabusses. Das Fahrzeug ist rot-weiß lackiert und hat Gardinen an den Seitenfenstern sowie Blumenkästen in den Türen. Sehr stilvoll, aber auch praktisch: „Endlich habe ich Strom.“ Als kleines Extra gibt es noch eine kostenlose automatische Entschleunigung, da das Fahrzeug nicht schneller als 80 km/h fährt. Van der Heide plant lieber mehrere kurze Etappen für längere Strecken ein, um flexibel zu bleiben.
Auch Hans, Alina und ihr dreijähriger Sohn Kiers sind begeisterte Fans. „Aufstehen, rausgehen, sofort auf grünem Gras stehen und frische Luft einatmen – das geht nur beim Campen“, sagt Alina. Auch Pascal, Vanessa und ihre drei Töchter wissen das zu schätzen. Sie zelten ganz klassisch und genießen die Nähe zur Natur: „Der Wind, der durch die Bäume rauscht, die Vögel, die früh am Morgen zwitschern – näher kannst du der Natur nicht sein“, schwärmt der 40-jährige Pascal. Der Spielplatz ist praktisch vor der Tür. Vanessa, die ursprünglich aus Dortmund-Dorstfeld kommt, genießt die kurze Fahrt von etwa 20 Kilometern in eine völlig andere Welt, fernab von Hochhäusern und ohne Natur.
Laut WAZ ist Camping im Vergleich zu anderen Urlaubsarten immer noch erschwinglich. „Für fünf Personen zahlen wir 250 Euro pro Woche“, sagt Vanessa. Selbst ein Aufpreis von einem Euro pro Artikel im kleinen Supermarkt ist verkraftbar. Außerdem kann man sich in der Gaststätte „Zur Lennebrücke“ unten am Platz direkt an der Ruhr einen Snack gönnen.
Auf dem Campingplatz Hohensyburg gibt es 120 Stellplätze für Touristencamper und 290 Dauercamper-Plätze. Die sind aktuell alle vergeben. Andrea und Stephanie haben seit Jahren einen dieser Plätze und planen nicht, ihn aufzugeben. „Wir haben zu Hause keinen Garten“, sagen sie. Rund um ihren Wagen haben sie viel Platz und gute Nachbarn. „Alles bestens“, auch für ihre Hunde, von denen einer keine langen Reisen mehr machen kann.
Auch Jörg und Claudia Sassmannshausen sind dieser Meinung, ebenso wie ihr Hund Linda. „Fast den ganzen Sommer“, sagt die 63-jährige Claudia. In dieser Zeit haben sie ihren Einheitswohnwagen in ein kleines Kunstwerk verwandelt – mit Rolling-Stones-Zungen, Deep-Purple-Schriftzügen und einem großen Namensschild an der Seite. Wenn die Wittener doch mal in die Ferne wollen, nutzen sie ihr modernes Wohnmobil, das zu Hause vor der Tür parkt. „Man kann keinen unabhängigeren Urlaub machen“, sagt Jörg. „Wenn uns etwas nicht passt, fahren wir einfach weiter“, sagt Claudia. Sie findet es besonders toll, dass sie Orte kennenlernt, die sie normalerweise nie besuchen würde. „Und viele davon sind wirklich wunderschön.“
Für viele Dauercamper ist es auf dem Heimatplatz noch schöner. „Wenn man einen stressigen Tag hatte, kann man hier gut runterkommen“, sagt ein Dauercamper. Ein anderer Camper sagt dazu: „Man regt sich grundsätzlich weniger auf.“ Am Ende bleibt nur die bekannte Regel: „Das Camper-Schicksal sind Regen und Besuch.“ Stephanie nickt und lacht. „Obwohl … Regen geht eigentlich noch“, schließt sie.
(Quelle: WAZ)