Warnwesten reflektieren nur, wenn Lichtquelle und Auge des Betrachters nah beieinander sind. Wenn man eine Lichtquelle (z. B. die Taschenlampenfunktion des Smartphones oder eine echte Taschenlampe bzw. Stirnlampe) direkt neben oder vor den Kopf hält, reflektiert eine gute Warnweste ab einem Abstand von ca. 3 Metern strahlend weiß. Westen, die zu wenig reflektieren, sind quasi genauso hell wie ein weißes Blatt Papier.
Als Alternative kannst du auch ein Foto mit dem Blitz deines Smartphones machen. Dabei gelten die gleichen Bewertungskriterien wie bei der Taschen- oder Stirnlampe. Aber Achtung: Neueste Smartphones erkennen in den hellen, reflektierenden Streifen eine Überbelichtung und rechnen die Helligkeit herunter, was das Ergebnis verfälscht.
Schneller Test vor dem Kauf
Man kann die Warnweste natürlich auch an einem Baum oder Mast befestigen und bei Dunkelheit mit eingeschaltetem Abblendlicht darauf zufahren. Auch aus 100 Metern Entfernung müssen die Reflexionsstreifen noch richtig hell leuchten. Selbst mit einem modernen LED-Licht am Fahrrad klappt das aus 50 Metern Entfernung.
Seit 2014 gilt in Deutschland: Warnwesten müssen im Auto mitgeführt werden. Die Weste soll dafür sorgen, dass Personen bei Unfällen und Pannen besser geschützt sind, wenn sie das Fahrzeug verlassen und sich im Straßenraum befinden. Aber auch Radfahrer, Motorradfahrer und Kinder sind bei schlechter Sicht besser sichtbar, wenn sie die Westen tragen.
Warnwesten sind für den Tag in Tagesleuchtfarben eingefärbt. Damit man sie auch bei Nacht gut sieht, haben sie noch retroreflektierende Streifen. Das heißt, sie strahlen ankommendes Licht zurück. So sollte es zumindest sein. Im Sommer 2023 ist dann auf dem YouTube-Kanal „DashcamDriversGermany“ ein Video aufgetaucht, in dem verschiedene Warnwesten gezeigt wurden, die zum Teil nicht so gut reflektieren, wie sie sollten. Aber ist es möglich, dass in Deutschland Warnwesten verkauft werden, die nicht der DIN EN ISO 20471 entsprechen? In dieser Norm sind die Anforderungen und Prüfverfahren für Warnkleidung definiert.
Der ADAC wollte das natürlich überprüfen. Aber weil einige der beschriebenen Modelle nicht mehr zu haben waren, haben die Projektleiter selbst über die Handelsplattform Amazon im Internet 14 verschiedene Westenmodelle bestellt, darunter auch Sicherheitswesten für Kinder. Zum Vergleich haben wir auch noch die „Sicherheitsweste für Kinder mit Frieda und Felix“ und die „ADAC Sicherheitsweste Werbeart Jumo“ besorgt.
Als nächstes wurde getestet, wie die Westen reagieren, wenn man sie an einer Schrankwand befestigt und sie mit einer kleinen Taschenlampe oder der Handy-LED anstrahlt. Das Ergebnis war immer noch dasselbe. Die Westen hatten entweder eine gute Reflexion oder so gut wie keine. Das Ergebnis der Sichtprüfung war, dass die Hälfte der Warnwesten bei den Testern durchfiel.
Wenn der Kunde im Laden zwischen verschiedenen Warnwesten wählen kann, sollten die ADAC-Ingenieure zwei Dinge beobachten. Wenn die Westen in Klarsichtfolie verpackt waren, hat die Folie den Reflexionsgrad fast gar nicht verändert. Das heißt, man kann selbst bei verpackter Ware schon vor dem Kauf checken, ob die Weste was taugt. Und aufgefallen ist auch, dass sich die retroreflektierenden Streifen der Westen, die so gut wie gar nicht reflektierten, deutlich rauer anfühlten als diejenigen, die eine hohe Retroreflexion aufwiesen.