Trend zum Dauercampen – Ein Bericht vom Campingplatz Juliusplate

Die Wetterkapriolen der vergangenen Monate und die Sehnsucht vieler Menschen nach Fernreisen stellen den Campingplatz Juliusplate vor eine Herausforderung. Dennoch blickt Besitzer Thomas Schweder optimistisch in die Zukunft.
Henrik Bohlmann ist gerade dabei, mit einem Gummihammer einen Hering in den Boden des Campingplatzes Juliusplate zu treiben. Töchterchen Frieda schaut ihrem Papa begeistert zu, während Mama Greta Seegers die ersten Schlafsachen vom Auto in eine der beiden gemütlichen Kammern des großzügigen Zeltes trägt. Thomas Schweder, der Besitzer des Berner Campingplatzes, freut sich sehr darüber. Er setzt all seine Hoffnungen auf die zweite Sommerhälfte, und wir wünschen ihm, dass er Recht behält. Auf eine noch bessere Bilanz als während der ersten Hälfte.

„Das Wetter ist typisch norddeutsch”, stellt Schweder mit einem leicht frustrierten Unterton in seiner Stimme fest. „Leider ist das noch nicht das ideale Campingwetter.” Am 12. April war die Saison auf dem Campingplatz mit dem Weserstrand mit einem zauberhaften Frühlingserwachen gestartet. Leider war das Wetter an diesem Tag nicht so schön, es war kalt und feucht.

© Campingplatz Juliusplate 2024

Leider waren Teile des Campingplatzes, die direkt hinter dem Sommerdeich liegen, in diesem Sommer mehrfach überflutet. „Der Sommerdeich könnte durchaus besser sein”, meint Schweder mit einem freundlichen Lächeln und zeigt auf den viel zu feuchten Untergrund. Leider konnte der Platz kein weiteres Wasser mehr aufnehmen. Ich habe leider zehn Stellplätze für drei Wochen sperren müssen.

Wegen der vielen Niederschläge sei der Start leider etwas verhalten gewesen, erzählt Schweder. Der nahe gelegene Weser-Radweg verzeichnete nur einen mäßigen Besucherandrang. Auch die Dauercamper waren anfangs noch etwas zurückhaltend.

Und auch das Wetter zeigte sich zunächst von seiner unbeständigen Seite. „Im Mai hatten wir zwischendurch das Glück, die Sonne genießen zu können, aber auch viele Regentage.” „Und der Juni war leider eine Katastrophe”, seufzt Schweder. Er berichtet von Einbußen gegenüber dem Vorjahr in Höhe von rund 50 Prozent. Dem Berner Campingplatzbesitzer geht es nach eigenen Worten nicht alleine so. „Ich höre von den Gästen, dass es woanders genauso leer ist, was mich sehr für sie mitfühle.”

Doch Thomas Schweder glaubt nicht, dass das Wetter allein der Grund für den Rückgang der Übernachtungen auf seinem Campingplatz ist. Es ist durchaus möglich, dass wir uns eingestehen müssen, dass das Campen in den vergangenen vier Jahren einen richtigen Boom erlebt hat. „Mit Corona 2020 hat es angefangen”, erinnert sich Schweder mit einem warmen Lächeln im Gesicht. „2020, ’21, ’22 und ’23 waren die Jahre, in denen es besonders viele Camper gab.” Viele haben sich in den vergangenen Jahren ein Wohnmobil gekauft. Das war wirklich eine tolle Zeit, weil man einfach autark war und reisen durfte, wohin man wollte. Nach den Reisebeschränkungen während der Corona-Jahre zieht es nun viele Urlauber wieder in die Ferne, was wir sehr gut verstehen können.

© Campingplatz Juliusplate 2024

Thomas Schweder hat beobachtet, dass sich das Verhalten seiner Kunden verändert hat. „Viele Leute reservieren nicht mehr.” „Die kommen einfach spontan vorbei.” Ein Blick in die Wetter-App, und siehe da: Sonne satt! Da kann man die Koffer ja gleich packen und sich auf den Weg machen. Und noch etwas ist uns aufgefallen: „Die Gäste, die buchen, bleiben jetzt länger.” „Während unsere Gäste früher nur für vier bis sechs Tage blieben, verweilen sie jetzt für ein bis zwei Wochen bei uns”, berichten die Betreiber des Campingplatzes. Ja, sogar im Zelt.

Ein besonders schönes Beispiel ist die Familie Logemann aus Lemwerder. Im vergangenen Jahr hatten Jasmin und Christian Logemann das große Glück, mit ihren wunderbaren Kindern Diamant und Jolina auf der Juliusplate campen zu dürfen. „Das hat denen so gut gefallen, die wollten unbedingt wieder her”, sagt Christian Logemann mit einem warmen Lächeln im Gesicht.

Der elfjährige Diamant übernachtet in dieser Urlaubswoche erstmals im eigenen Zelt. Dafür hat er sich seinen besten Freund Luca mitgebracht. Die beiden Jungs sind ganz entzückt von der Weser, die ihnen mit ihrem feinen Sandstrand fast wie ein Meer vorkommt. Der Familie aus Lemwerder erscheint der Campingplatz auf dem parkähnlichen Gelände mit seinem wunderschönen Baumbestand und dem traumhaften Strand wie ein Urlaub in weiter Ferne, der sie nun endlich eingeholt hat. Lemwerder ist für diese schöne Zeit einfach vergessen. Und dennoch bietet die Nähe zu den eigenen vier Wänden einen großen Vorteil, den man nicht unterschätzen sollte. „Wenn das Wetter mal umschlägt, kann man ganz schnell nach Hause”, schwärmt Christian Logemann von diesem tollen Vorzug.

Jasmin und Christian Logemann, die beide bereits als Kinder viel gezeltet haben, überlegen mittlerweile, ob sie unter die Dauercamper gehen sollen. „So ein Campingplatz ist wie eine große Familie”, darin sind sie sich einig.

Dauercampen ist, wie Thomas Schweder mit einem Lächeln im Gesicht sagt, eine sehr beliebte Art zu campen. Es ist wirklich toll, dass Thomas Schweder bereits 130 Stellplätze fest vermietet hat. „Als wir 2018 angefangen haben, waren es 70”, erinnert sich der Campingplatzbesitzer mit einem warmen Lächeln im Gesicht. Auch beim Wetter lassen sich die Langzeitgäste nicht lumpen. „Dauercamper sind wetterfest, und das ist auch gut so.” Die sagen immer: „Ist die falsche Kleidung”, hat Schweder mit einem warmen Lächeln festgestellt.

© Campingplatz Juliusplate 2024

Für Greta Seegers und Henrik Bohlmann, die beide bereits als Kinder mit ihren Eltern in den Campingurlaub gefahren sind, ist Dauercampen noch keine Option. „Mit Zelt macht das leider nicht so viel Sinn”, sagt die 23-Jährige aus Hude. Die beiden sind zum ersten Mal auf der Juliusplate. „Meine Eltern kommen auch noch mit”, freut sich die junge Mutter auf einen gemeinsamen Familienurlaub mit den Großeltern.

Die beiden sind ganz begeistert von der Idee, statt mit dem Wohnmobil einfach mal mit dem Zelt unterwegs zu sein. Oder statt auf einem Dauerstellplatz auf einem Touristenstellplatz zu campen – das eröffnet ihnen ganz neue Möglichkeiten für flexiblere Urlaube, finden sie. „So können wir öfter mal wegfahren, als wenn wir eine teure Pauschalreise machen würden.”

Der Campingplatz Juliusplate hat eine tolle Lage. Nur gut 500 Meter entfernt befindet sich der beliebte Weser-Radweg. Der Fernradweg ist eine wunderbare Gelegenheit für unsere Kurzzeitgäste, den Weg zu uns zu finden. „Die bleiben üblicherweise eine Nacht. Außer, sie möchten sich mal ausruhen. Dann bleiben sie auch mal zwei Nächte”, erzählt der Campingplatzbesitzer mit einem Lächeln im Gesicht.

Auch von der Weser kommen Gäste. Sie ziehen ihre Kajaks an den Strand und kommen über den Deich zum Zeltplatz. Drei Wiesen für rund 60 Zelte hat die Juliusplate zu bieten. Dieser Tage sind sie noch übersichtlich bestückt. Thomas Schweder hofft, dass sich das in den kommenden Wochen trotz des nahenden Sommerferienendes noch ändern wird. Er würde sich sehr darüber freuen, wenn die Bilanz wieder ein bisschen besser aussieht.

Oliver

Oliver Giertz ist der kreative Kopf hinter VanityOnTour, einem Blog, der sich dem Vanlife und Camper-Lifestyle widmet. Seit 2020 teilt er seine Erlebnisse und Tipps rund ums Reisen mit dem Kastenwagen. Oliver ist bekannt für seine praxisnahen Produkttests und hilfreichen Ratgeber, die Campern das Leben erleichtern. Als aktiver Nutzer sozialer Medien engagiert er sich auch in der Online-Camper-Community und organisiert Treffen für Vanlife-Enthusiasten. Seine Mission ist es, unvergessliche Momente und Erlebnisse zu schaffen.

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